MILCHMÄDCHENWEGE
Vier-Kanal Videoinstallation, 2004

MILCHMÄDCHENWEGE
23 Krüge, Siebdruck auf Aluminium, 2004

MILCHMÄDCHENWEGE
Werkstatt, Hertzer GmbH, Berlin

MILCHMÄDCHENWEGE
Montage, Freiburg


MILCHMÄDCHENWEGE ist eine künstlerische Installation über Risiko, Spekulation und Sicherheit. Die Arbeit verbindet vier Gebäude, die über die Jahrzehnte zu dem Hauptsitz der Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau zusammengewachsen sind.

Auf dem Weg durch die Gebäude sind vier Monitore im Boden eingelassen, die das Motiv des Milchmädchens aufgreifen. Vier junge Frauen tragen auf dem Kopfe Krüge und gehen einem Ziel entgegen. Dabei entfalten die Videos ein Vier-Wege-Investitionsmodell des Wirtschaftsphilosophen Birger Priddat:

Rational – Ich investiere in die beste aller Welten.
Emotional – Ich investiere in etwas, das ich immer schon mal haben wollte.
Spekulativ – Ich investiere in eine verrückte Idee
Gesichert – Ich investiere in eine sichere Nummer

Dieses vierfach dimensionierte Portfolio bildet die gedankliche Basis des Projekts.

Am Ende des Weges angelangt geben wir der alten Geschichte des Milchmädchens eine neue Wendung. In der Fabel zerbricht über die imaginierte Geldvermehrung der Krug und die Milch zerrinnt – das Startkapital ist dahin. Hier erwartet die Besucher an der 16m hohen Wand, die den Weg abschließt, ein Depot, das mit Krügen gut gefüllt ist. Als überdimensionierte Cut-Outs in 23 Formenvarianten sind sie wie in einem Hochregal übereinander gereiht. Neben materiellem Wohlstand repräsentiert dieser Speicher die Fülle von Optionen, die in der Zukunft enthalten sind.
Dass die Erzähler der Geschichte zur Selbstbescheidung rieten, ist vor dem Hintergrund der historischen Situation nicht anders zu erwarten. Soziale Transformation war unerwünscht. Es fehlte an Organisationsformen, die einen Aufstieg legitimierten. Die »bürgerliche Volkskasse«, die 1803 in Freiburg eingerichtet wurde, führte aus dieser Stagnation. Hier konnten »Stiftlinge und Dienstboten« kleine Beträge zinsbringend anlegen. Statt von der Hand in den Mund zu leben, entstand die Perspektive finanzieller Absicherung und Autonomie.